Dies ist ein BLOG: ein öffentliches Internet-Journal mit regelmäßigen Einträgen (Posts). Thema ist alles, was ich lustig, interessant, spannend oder ungewöhnlich finde - z.B. Weblinks, Fotos, Videos, Gags, Literatur- und Musiktips, Zeitungsartikel, Tagebucheinträge und sonstiges Brimborium. Daher auch der Name Tohuwabohu, denn einen roten Faden gibt es nicht, bzw. der einzige rote Faden bin ich :-) Diesen Blog gibt es seit 07 / 07. Es lohnt sich durchaus, auch die älteren Posts nachzulesen, wenn man die neueren mag. Und: Kommentare sind erlaubt/erwünscht, werden veröffentlicht und gern gelesen. Viel Spaß in meinem Webwohnzimmer! Tina

Mittwoch, 9. Januar 2008

Very German!

Netter Artikel in der "Zeit online":

“But you are funny”
Meine persönlichen Top 8 der Reaktion darauf, dass ich aus Deutschland komme.
(
Von Diane Hielscher)

8. „The fucking Nazis do drug testing.“
Eine Kneipe in New Jersey, ein Freund hat mich mitgebracht. Punks, tätowierte Rocker, Menschen, die definitiv Bewusstseinserweiterndes konsumiert haben, laute Musik, man muss schreien, um sich zu verständigen. Wir stehen mit einer kleinen Gruppe von Leuten im Weg, Bier in der Hand. Ständig drückt und schubst jemand, will zum Klo oder an die Bar. Ein mir unbekannter, sehr junger Mann erzählt mir, dass er bei VW anfangen wollte. Den Job hat er allerdings nicht bekommen, weil sie ihn nach dem Einstellungsgespräch auf Drogen getestet haben. Dass es in Deutschland keine Drogentests gibt, sage ich nicht. Er ist zu betrunken und es ist zu laut. Blöde lachen, wie alle anderen auch, ist definitiv unkomplizierter. Meinem US Amerikanischen Freund ist es peinlich.

7. „Hitler!“
Ein Straßenverkäufer in Bahia, Brasilien, hebt den Daumen und grinst. Ich bin verwirrt und lächle aus Höflichkeit. Meine Mitreisende und ich lachen uns später am Abend bei Caipirinhas darüber tot.

6. „Aber alle Deutschen mögen Bier.“
Eine Studentin an der Universität für Sprachen in Uljanowsk, Russland. Ich bin lebendes Unterrichtsmaterial, sitze vorn. Eine Stunde lang haben wir uns unterhalten. Ich musste Fragen der Studenten beantworten und mir Geschichten von Deutschlandaufenthalten anhören. Jemand war zwei Wochen in Bonn gewesen, jemand drei Tage in Frankfurt am Main und irgendwer in Dresden. Ich selbst war noch nie in einer dieser Städte. Der Unterricht ist vorbei. Eine Studentin hat die Hände unter dem Tisch versteckt, fragt: „Magst Du Bier?“ und will langsam die Hände unter dem Tisch hervor holen. Ich verneine. Sie schaut enttäuscht und lässt die Hände unterm Tisch. So kam es, dass ich kein Abschiedsgeschenk von der Klasse bekommen habe.

5. “Steffi Graf...”
Ein US Amerikaner in einer Bar in Costa Rica. Der Satz endet mit: „ …thats all I know about Germany... uh wait: Heidi Klum.“ Ich lächle, macht ja nichts. Nach einer Weile stellt sich allerdings heraus, dass er Politik studiert.

4. „I know your capital… Tokio!“
Ein Taxifahrer in Hanoi, Vietnam.

3. “The Cup did a lot for your country.”
Ein englischer Fußballfan in einem Pub in Granada, Spanien. Wir sprechen über die Fußball-WM 2006. Ich lasse das so stehen, freue mich und frage nicht weiter nach.

2. “But you are funny.”
Sieben Stunden Verspätung am Flughafen Moskau. Ein paar Wochen zuvor hatte es einen schrecklichen Flugzeugabsturz gegeben, deswegen werden die Flugzeuge jetzt doppelt und dreifach gecheckt, erklärt mir ein junger Engländer, der des Russischen besser mächtig ist als ich. Ich verbringe sieben Stunden mit zwei Engländern, unzähligen Bieren und Zigaretten im Nichtraucher-Terminal. Wir spielen James Bond-Quartett und Hang Man und „Wer bin ich?“ mit Zetteln auf der Stirn. Wir bauen Türme aus Bierdeckeln, quatschen über Sitcoms, machen politisch unkorrekte Witze über das Verhältnis von Deutschen und Engländern, sind laut, aber niemand beschwert sich über unser Verhalten. Als wir endlich in den Flieger dürfen, kann keiner von uns mehr stehen, aber Angst vor dem Flug haben wir jetzt auch nicht mehr. Und Guy (so hieß er wirklich!) denkt jetzt nicht mehr, Deutsche seien komplett humorlos.

1. „Guten Abend.“
Ein älterer Herr, etwa sechzig, in einem Sammeltaxi in Uljanowsk, Russland. Wir sitzen Knie an Knie, eng gegenüber. Rush Hour, jeder Platz im Taxi ist doppelt belegt, durch Mützen, Schals, Taschen, Tüten oder übergewichtige Mitmenschen. Das Kondenswasser läuft die Scheiben herunter. Draußen 20 Grad Minus, drinnen feuchte lauwarme Atemluft. Der Herr hatte gehört, wie ich mich mit meinen russischen Freundinnen auf Deutsch unterhalten habe. Während der Fahrt schaute er lächelnd in meine Richtung. Dann kommt seine Station, er versucht umständlich aufzustehen, muss es gebückt tun. Hebt trotz allem seinen Hut und deutet eine Verbeugung an, sagt etwas ungelenk: „Guten Abend“ und steigt aus.

Der zweite Weltkrieg liegt jetzt schon eine Weile zurück. Und seit 9/11 haben die Araber uns den Rang als Welt-Ober-Bösewichte wieder abgelaufen. Trotzdem machen wir als Deutsche im Ausland immer noch interessante Erfahrungen. Hier geht es zur Übersicht. (c) Zeit-Zünder

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